Der schwimende Nordpol

Автор работы: Пользователь скрыл имя, 21 Мая 2013 в 18:49, реферат

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Verschwindet der arktische Eispanzer? Hat die Klimakatastrophe schon begonnen? Berichte über ein plötzliches Tauwetter im ewigen Eis haben einen Gelehrtenstreit entfacht. Satellitendaten sollen nun klären, ob die Polkappen tatsächlich schrumpfen - oder sogar noch wachsen. Schon der norwegischer Arktispioner Fridtjof Nansen wusste von dieser Drift und ließ sich 1893 mit seinem Holzsegler 'Fram' einfrieren. Nach zweieinhalb Jahren spuckte ihn das Abstell-Eis in der Nähe von Spitzbergen wieder aus. Nansen fürchtete jedoch die gewaltigen Kräfte des Packeises: Die Schollen hätten aufbrechen und mächtige Wasserkanäle bilden, sich aber auch zu meterhohen Eisgebilden verkeilen können. Sein Schiff wäre zermalmt worden.

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Der schwimende Nordpol.

 

    Verschwindet der arktische Eispanzer? Hat die Klimakatastrophe schon begonnen? Berichte über ein plötzliches Tauwetter im ewigen Eis haben einen Gelehrtenstreit entfacht. Satellitendaten sollen nun klären, ob die Polkappen tatsächlich schrumpfen - oder sogar noch wachsen.

     Schon der norwegischer Arktispioner Fridtjof Nansen wusste von dieser Drift und ließ sich 1893 mit seinem Holzsegler 'Fram' einfrieren. Nach zweieinhalb Jahren spuckte ihn das Abstell-Eis in der Nähe von Spitzbergen wieder aus. Nansen fürchtete jedoch die gewaltigen Kräfte des Packeises: Die Schollen hätten aufbrechen und mächtige Wasserkanäle bilden, sich aber auch zu meterhohen Eisgebilden verkeilen können. Sein Schiff wäre zermalmt worden.

     Haben die Propheten des Klimakollapses wirklich Recht? Wikt sich die von  Treihausgasen wie Kohlendioxid  aufgeheizte Atmosphäre besonders katastrophal an den Polen aus und läßt diese wie Butter in der Sonne zerfließen? Oder bewegt sich die Betriebstemperatur der Erde noch im Rahmen normaler Variation?

     Klimamodellier wie Hartmut Graßl, Leiter des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, fühlen sich bestätigt: "Das ist ein wertvoller Mosaikstein in unseren Modellen." Die Erde heize sich kontinuierlich auf, bislang um 0,8 Grad Celsius. "Und die Eiskappe wird langsam verschwinden", prophezeit Graßl. Sein Kollege Stefan Rahmstorf, 40, Professor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, glaubt sogar, diesen für ihn 'spirituellen Verlust' noch selbst zu erleben.

     Ein Unsicherheitsfaktor haftet auch den Untersuchungen der norwegischen Wissenschaftler an: Die Satelliten halten Wasserpfützen auf den Eisschollen für Meerwasser. Das darunter liegende Eis erkennen sie nicht. Es fällt aus den Berechnungen deshalb heraus. Miller: "Wir brauchen einfach bessere Messverfahren."

In drei Jahren soll die großräumige Vermessung des Polareises noch viel leichter möglich sein. Dann schießt die Esa, die Europäische Raumfahrt Organisation, den Forschungssatelliten 'Cryosat' ins All, der mit einem speziellen Radarsystem an Bord das gesamte Eisgebiet erfassen könnte. "Spätestens in fünf Jahren sind wir schlauer", hofft Miller.

     Derweil spekulieren die Klimaforscher bereits, welche Folgen ein mögliches Schmelzen des Poleises haben würde. Lukrativer Nebeneffekt für die Schifffahrt, so Stefan Rahmstorf: "Die Nordpassage von Europa über die Arktis Richtung Asien wäre frei." Containerschiffe könnten eine Woche Fahrtzeit sparen. "Leiden würden aber die arktischen Tiere", fürchtet Rahmstorf. Der Eisbär werde ohne Eisschollen nicht mehr auf Beutejagd gehen, sondern sich "in den Mülltonnen arktischer Siedlungen bedienen". Schon in diesem Frühjahr starben im kanadischen Sankt-Lorenz-Golf Tausende Robbenbabys. Statt der üblichen Eisdecke, auf der die Robbenmütter ihre Babys gebären, gähnte eine große Fläche offenen Wassers.

     Damit nicht denug. Durch die Erwärmung würde mehr Feuchtigkeit aufsteigen und zu stärkeren Niederschlägen auf der Nordhalbkugel führen. "Die Gletscher Norwegens und der Eispanzer Grönlands könnten dadurch wieder wachsen", mutmaßt Graßl - und wiederspricht damit der von vielen Klimapropheten verkündeten Tauzeit der grönlandischen Gletschereisdepots.

     Das viele Frischwasser aus dem aufgetauten Nordpolareis, so befürchten amerikanische Wissenschaftler, könnte allerdings zugleich eine klimatische Kettenreaktion auslösen. Das leichtere Süßwasser würde demnach die nordatlantische Zirkulation zum Erliegen bringen - jenen riesigen Wärmemotor , der Europa mit warmem Wasser aus der heißen Äquatorialgegend versorgt. Klimamodellierer Rahmstorf, der als Erster diesen Vorgang am Computer simuliert hat, hält die Frischwassermenge aus dem Polarmeereis zum Auslösen einer solchen Katastrophe allerdings "für viel zu gering".

     Der Streit zeigt, dass das Dickicht widersprüchlicher Klimamodelle kaum noch durchschaubar ist. Die Modelle drohen an den subtilenWechselwirkungen zwischen Luft, Land und Wasser zu scheitern. "Je mehr Daten", gesteht Modellierer Graßl, "desto komplexer die Probleme".

Weigehend einig sind sich die Forscher immerhin, dass der Anstieg des Meeresspiegels ein Horrormärchen bleiben wird. Abtaundes Meereis lässt den Wasserpegel nicht steigen - schließlich schwimmt es bereits im Ozean.


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